Magdalena Dürr, 28, staatlich anerkannte Erzieherin an einer Ganztagsschule "Die Arbeit im Home Office hat mich allerdings vor einige Herausforderungen gestellt. Denn in der Digitalisierung hängen wir ordentlich hinterher. Ich habe zum Beispiel über meinen privaten Computer keinen Zugang zu meinen dienstlichen Emails und bin somit quasi handlungsunfähig gewesen. Immer wieder bin ich auf die Frage gestoßen, was im Home Office nun erlaubt ist und was nicht. Da geht es natürlich um Fragen rund um den Datenschutz."
Sozialarbeiterin in einer Flüchtlingsunterkunft (anonym) "Dass unser Büro seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie weiterhin geöffnet ist, finde ich absolut notwendig. Denn die Bewohner*innen sind stark verunsichert und haben Angst. Es ist also ein gewisses Zeichen von Normalität, dass wir weiterhin als Ansprechpartner*innen vor Ort sind. Zur Zeit leisten wir sehr viel Aufklärungsarbeit in Bezug auf COVID-19."
Inna Popp, 29, staatlich anerkannte Erzieherin bei der Juwo-Kita gGmbH "Von den 12 Kindern, die ich normalerweise mit meinen Kolleg*innen im Krippenbereich betreue, sind derzeit regelmäßig fünf bis sechs Kinder bei uns in der Notbetreuung. Der Arbeitsalltag mit den Kindern unterscheidet sich dabei kaum von einem normalen Tag. Denn wie soll ich einem Kind unter drei Jahren erklären, dass wir uns nicht zu nah kommen dürfen, um eine eventuelle Ansteckung mit COVID-19 zu vermeiden?"
Christopher Kube-Hemp, 33, Heilerziehungspfleger in der Behindertenhilfe "Wenn die jetzige Situation noch lange anhält, könnte es bei uns dramatisch werden. Wegen der Überlastung sind jetzt schon die ersten Kolleg*innen krank geworden. Auf längere Sicht dürften wir noch sehr viel mehr Ausfälle haben, was die Versorgung gefährden würde. Deshalb müssen die Beschäftigten so gut es geht entlastet werden. Ein Weg könnte sein, wie in den Krankenhäusern Freiwillige zu mobilisieren. Klar ist aber, dass diese auch angemessen vergütet werden müssten."
Birgit Schütz, 61, Diplom Sozial-Arbeiterin, Leiterin Kinder- und Jugendzentrum in der Reduit "Neben technischen Schwierigkeiten sind wir derzeit vor allem mit dem Problem konfrontiert, dass die verstärkte Beziehungsarbeit über Social Media zu einer Entgrenzung von Arbeitszeit und Freizeit führt. Eine weitere Sorge, die meine Mitarbeiter*innen stark beschäftigt, ist die Frage, wie mit Tätigkeiten verfahren wird, die eben nicht über Social Media angeboten werden können. Insbesondere die Kolleg*innen, die zur Risikogruppe gehören, haben Angst, in der aktuellen Krisensituation Minusstunden zu sammeln."
Sozialarbeiterin beim Jugendamt Frankfurt am Main (anonym) "Die Corona-Pandemie hat meine Arbeit total verändert. Der direkte Kontakt mit den Klient*innen wurde auf das Nötigste herunter gefahren. Nun bearbeite ich vor allem Fälle, in denen es um den Kinderschutz geht. Für diese Begegnungen bekomme ich oberflächliche Schutzausrüstung vom Arbeitgeber gestellt. Aber ich muss auch sagen, dass es meine Arbeit schon behindert, wenn ich bei dem ersten Treffen mit einem verängstigten Kind Handschuhe und eine Gesichtsmaske trage."
"Es bringt nichts, nur zu Hause rumzusitzen" Ohne Susanne Hickmann und ihre Kolleg*innen könnten viele Mitarbeiter*innen des Krankenhauses nicht arbeiten: Die Erzieher*innen der Betriebskita des Uniklinikums Essen sorgen dafür, dass die Kinder der Beschäftigten betreut werden. Und zwar an allen Werktagen im Jahr, von 6 bis 19 Uhr. "Wir sind immer da", betont Susanne.
Martin Auerbach, 43, Jugend- und Heimerzieher, Stiftung Jugendhilfe aktiv Region Esslingen "Die Wohngruppen, in die ich die Kinder und Jugendlichen vermittele, sind auch während der Corona-Pandemie geöffnet. Denn diese jungen Menschen können aus den unterschiedlichsten Gründen nicht nach Hause. Und wir können auch eine neue Inobhutnahme in Krisenzeiten nicht verschieben oder ablehnen. Denn ein gewalttätiger Haushalt bleibt ein gewalttätiger Haushalt."
Jessica Enders, 34, Assistenzkraft für Menschen mit Behinderungen "Seit die Schulen aufgrund der Corona-Pandemie geschlossen sind, findet diese Assistenz nicht mehr statt. Denn die Kinder gehen ja nicht mehr in die Schule. Eine Assistenz einfach in die privaten Haushalte der Kinder zu verlegen, geht nicht. Da stellen sich Versicherungs- und Haftungsfragen für meinen Arbeitgeber. Die Eltern der Kinder müssten für so eine Assistenz im häuslichen Umfeld einen ganz neuen Antrag beim Amt stellen."